Hallo, kurze Frage zur Verarbeitung der Creme in die Bohrlöcher: Welche minimale Umgebungstemperatur ist für die Anwendung erforderlich?
- Ladislav asked 5 Jahren ago
- last edited 5 Jahren ago
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Guten Tag.Ihr Anliegen bezieht sich sicher auf eine Injektion im Außenmauerwerk oberhalb des Geländeniveaus. Für Außenmauerwerk oberhalb des Geländes ändern sich die Temperaturbedingungen grundsätzlich nicht – unabhängig davon, ob von innen oder außen gebohrt wird.\r\nEine Creme-Injektion in ein gedämmtes Fassadenmauerwerk hat natürlich andere Temperaturgrenzen für die Ausführung usw. Sie fragten vermutlich auch nicht nach einer Injektion im unter Gelände liegenden Mauerwerk/Keller, wo sich die Wandtemperatur im Jahreslauf nur in relativ kleinen Intervallen ändert, bzw. in Innenwänden im EG, die im Winter beheizt werden können. In diesen Fällen gibt es wenig zu erklären und nichts zu befürchten.\r\nVielleicht wird meine Antwort für Sie (und andere Leser) dennoch etwas überraschend sein.\r\nTemperaturen unter dem Gefrierpunkt können zu einem Durchfrieren des Mauerwerks führen und damit das Injektionsergebnis in gewissem Maß beeinträchtigen. Die Injektionscreme AquaStop Cream ist jedoch nicht so frostempfindlich, wie allgemein angenommen wird. Sobald die Außentemperatur unter 0 °C fällt, beginnt Wasser (H2O) vom flüssigen in den festen Aggregatzustand überzugehen und ändert dadurch seine mechanischen Eigenschaften. Für die auf Silanen/Siloxanen basierende Injektionsemulsion – also AquaStop Cream – liegt der Gefrier- bzw. Erstarrungspunkt jedoch erst bei ca. −17 °C; das ist ein deutlicher Unterschied. Außerdem ist zu beachten, dass für das Ergebnis nicht die Luft-, sondern die Temperatur im Mauerwerk maßgeblich ist, die deutlich abweichen kann. Praktisch sollten wir uns aber dennoch an der Außentemperatur orientieren, weil sie früher oder später die Wandtemperatur beeinflusst. Das eigentliche Problem liegt anderswo: Selbst wenn sich die Creme in Mauerwerk mit Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts von H2O befindet, wird die Emulsion nicht geschädigt. Diese Aussage stütze ich auf eine eigene dreijährige Prüfung unseres Produkts. Nach drei Jahren Lagerung bei sehr niedrigen wie auch hohen Temperaturen habe ich Feld- und Laborversuche durchgeführt; Ergebnis: Die Eigenschaften der AquaStop-Cream blieben unverändert, die Wirksamkeit erhalten.\r\nAls gesetzlicher Vertreter des Herstellers sollte ich Sie auf das Technische Merkblatt verweisen, in dem gemäß Normen und Zulassungen alle Randbedingungen stehen. Diese Beratung dient aber vor allem praktischen Hinweisen; deshalb antworte ich praxisnah – ohne den Unterlagen zu widersprechen, auch wenn Formulierungen scheinbar anders klingen. Bei höherem Feuchtegehalt steigt die Wärmeleitfähigkeit des Mauerwerks, damit auch die Wärmeverluste; sinkt die Außentemperatur, kühlt die Wand schneller aus – und umgekehrt. Bei länger anhaltender Kälte beginnt Außenmauerwerk oberhalb des Geländes allmählich zu durchfrieren. Die im Mauerwerk enthaltene Feuchte (v. a. von der Außenseite) erstarrt in Poren und Kapillaren zu Eiskristallen. Der feste Aggregatzustand bildet dann eine Barriere für die Dispersion der aktiven Stoffe aus bereits gefüllten Bohrlöchern. Das Durchfrieren erfolgt schrittweise und hängt von mehreren Faktoren ab.\r\nModellhaft: Die Injektion wird zu einem Zeitpunkt ausgeführt, in dem das Mauerwerk noch nicht gefroren ist (egal ob von innen oder außen gebohrt wurde). Die Hydrophobierung, die kapillar aufsteigende Feuchte zuverlässig unterbindet, entsteht jedoch relativ langsam – über mehrere Wochen. Gerade im Winter ist dieser Verlauf tückisch: Man darf sich nicht nur an den Temperaturen zum Ausführungszeitpunkt orientieren, sondern muss mit möglichen Kälteeinbrüchen während der Barrierebildung rechnen. Wird die Dispersion der Wirkstoffe noch vor Abschluss durch ein Einfrieren des bereits teilweise durchfeuchteten Mauerwerks unterbrochen, kann sie sich in der Tiefe des gefrorenen Bereiches vorübergehend stoppen – abhängig von Feuchtegrad, Temperaturminimum, Dauer, Mauerwerksart usw. Die Ausbreitung der Creme im Bohrloch selbst stoppt jedoch nicht; sie setzt sich in den nicht gefrorenen Wandbereichen fort. In der Regel friert die Wand nicht über die gesamte Dicke und nicht schlagartig durch. Konsequenz: In den nicht gefrorenen Tiefen entstehen umso intensivere Sperren; im gefrorenen Bereich bildet sich vorerst keine. Sobald die Eiskristalle tauen, sind die Poren wieder durchlässig – sowohl für kapillar aufsteigende Feuchte als auch für die weitere Ausbreitung der Wirkstoffe. Die Bohrlöcher können zu diesem Zeitpunkt bereits leer sein, weil die Creme zwischenzeitlich in die wärmeren, nicht gefrorenen Zonen eingesogen wurde.\r\nWenn Sie also sicher (oder zuversichtlich) sind, dass die Wand innerhalb von ca. drei Wochen nach der Injektion nicht durchfriert, wird alles gut funktionieren. Aber kann man einer so langen Winter-Prognose trauen? Ich denke, Sie haben nun alle Informationen für die Entscheidung, ob Sie im Winter in Außenwänden injizieren. Ende Oktober bis in Höhenlagen von mindestens 600 m ü. M. ist das Risiko meist noch gering; das gilt praktisch auch für November. Die genaue Risikoschwelle muss der Ausführende selbst festlegen – das ist kein Alibismus, sondern eine Tatsache, die sich in technische Merkblätter nicht sinnvoll „hineinschreiben“ lässt. Darum sind dort strikte Temperatur- und Lagerbedingungen angegeben, damit sich Anwender daran orientieren können.\r\nSind diese Werte in der Praxis immer absolut? Die Grenze des realen Risikos – und damit der richtigen Entscheidung – liegt typischerweise dort, wo es das Technische Merkblatt (auch unseres) setzt. Ich hoffe, diese Antwort hilft, die Sache entweder gelassen zu sehen oder mit erhöhter Vorsicht anzugehen. Zwei Faustregeln:\r\n1/ Kurzzeitige Fröste unter 0 °C führen in der Regel nicht zum Durchfrieren der Wand. Beispiel: nachts −3 °C für einige Stunden, tagsüber +8 °C – das lässt die Wand nicht gefrieren.\r\n2/ Je weiter wir in den Winter kommen, desto größer werden die genannten Risiken.\r\nMit freundlichen Grüßen\r\nJiří Schwarz – Geschäftsführer\r\nTRUMF sanace s.r.o.\r\nMobil: +420 603 589 130
- adminsanace answered 5 Jahren ago
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